Finde Dich selbst...
ist ein Supertip. Ehrlich. Denn - und das weiß jedes Kind - dann wirst du glücklich. Aber wo fängt man an zu suchen?

Es ist doch absurd zu denken, dass man sich irgendwie verloren hätte:
"Da hab´ ich Schussel MICH doch glatt wieder verlegt. Und weiss nicht wo. Dass sowas aber auch immer mir passiert. Das Hemd mit Suppe bekleckert und das ICH verbaselt. Wo ich doch mein EGO gerade total dringend brauchen könnte. Aber wo isses hin? Also im Auto hatte ich´s noch - ganz sicher!"

Mal im Ernst. Gibt es das, dass sich jemand hinsetzt und sich mal so eben neu erfindet? Und das fernab von jeglicher Klostermauer und dem darin eingeschlossenen, geregelten Leben. Immerhin leben wir hier nicht in Tibet oder in einem Ashram im schwülwarmen Indien sondern in einer mitteleuropäischen Großstadt. Und haben uns bewusst entschieden nicht in ein Kloster zu gehen oder der Welt sonstwie den Rücken zu kehren.

Entwickelt man sich in freier Wildbahn wild wuchernd wie ein Baum auf freier Ebene? Gibt es nur den langsamen Prozess des Schreibens, Denkens und Lernens? Des Entwickelns über Jahre hinweg. Des Sich-selbst-Akzeptierens - egal was für einen Mist man gerade wieder anstellt. Des Sich-Reibens mit anderen EGOs.

Was ich wolle werde ich gefragt. Keine Ahnung - danke der Nachfrage. Montags vielleicht etwas anderes als Dienstags? Oder vielleicht auch das gleiche?

Oder sehe ich nur das Muster dahinter nicht? Muss ich da mal zum Seelenklempner, weil ich nicht sicher sagen kann, dass ich diese eine Frau will. Zwei bis sieben Kinder. Ein Reihenendhaus oder eine Wohnung mit Dachterasse. Was ist, wenn ich heute diese und morgen jene Frau haben möchte? Gerne sogar zusammen. Muss ich dann scheitern?

Warum darf ich sieben gute Freunde haben, mit allen zusammen oder mit einzelnen Bier trinken gehen. Tanzen und lachen, sie umarmen und drücken, mit ihnen knutschen (gut - nur wenn wir sehr voll sind - und wieso bitte soll mir das peinlich sein?), auf der Mülltonne vor dem Haus sitzen und bei Mondschein über Gott und Turnschuhe quatschen. Was ist denn (außer einer winzigen sozialen Prägung) da anders als bei Vielweiberei?

Und warum bin ich noch nicht NARR genug, einfach zu tun was mir Spaß macht? Um mit vollem Anlauf auf die Nase zu fallen. Und wieder aufzustehen. Und wenn ich schon unten bin kann ich direkt andere wieder mit hochziehen.

Der gesunde Menschenverstand (und hochbezahlte Motivationstrainer) behaupten, man könne sich nicht NICHT entscheiden. Klar soweit - verpasste Chancen sind auch Entscheidungen. Und das spricht wieder unsere tiefsten Ängste an - die verpasste Gelegenheit, glücklich zu werden. Auf und davon. Abgefahren der Zug. Folgende Züge landen nur noch in der Hölle. Oder was?

Die einzige moralische Frage, die sich mir wirklich und ehrlich stellt ist die nach dem Seelenheil anderer Menschen. Kann ich das wirklich ernsthaft durch meine Entscheidungen gefährden? Darf ich mich frei entscheiden? Zu deutsch - ist mein Seelenheil nicht genauso wichtig wie das der anderen? Sind wir nicht alle selbst für unsere Gefühle verantwortlich? Und welches ist die Konsequenz daraus?

Kann es sein, dass manche Menschen soviel Angst mit sich herumtragen, dass sie daher keine Gefühle mehr zulassen? Oder nur sehr kontrolliert? Und was bitte sind kontrollierte Gefühle?

Was hindert uns daran einander emotional auszunutzen? Der kategorische Imperativ? Ein Glaube an Gott? Die Wiedergeburt als Stechmücke in einem Amazonassumpf?

Oder gibt es emotionalen Diebstahl vielleicht garnicht? Wie wäre es damit, eine Beziehung nach den Gefühlen, die sie einem beschert zu bewerten? Und nicht nach dem, was sie nicht ist?

Mein kleines Hirn schafft es wie so oft nicht, eine abschließende und zufriedenstellende Lösung zu finden.

Nehmt, was ihr tragen könnt...