Dienstag, 9. November 2010
Stilblüten meiner Kleinen...
Der Narr hütet Kinder. Es sind zwar nicht seine eigenen, aber er liebt sie trotzdem. Alle. Mehr oder weniger bedingungslos. Naja...einige Bedingungen gibt es schon:
Dass sie zum Beispiel brav ihre Brillen tragen. Jeder einzelne. Dauernd. Denn sonst wird fies geschimpft.
Dass sie sich selber und den Narren respektvoll behandeln.
Und dass sie ihre Protokolle zum verabredeten Termin abgeben. Und da fängt´s dann schonmal an zu hapern.
Aber wenn dann die Protokolle kommen stehen da wundervolle Dinge drin. Dinge, die einem stolzen Ersatzvater die Tränen in die Augen treiben. Wahre Sturzbäche ehrlicher, nasser Tränen.
"Eine Geruchsprobe nach der Entnahme aus dem Wasserbad ergab einen angenehmen Geruch." Dankeschön. Vieles riecht nach dem Baden besser. Immerhin scheint ihr keinen Hund synthetisiert zu haben.
Ein anderes Produkt:
"Der Geruch lässt sich am besten als eine Mischung aus Zahnarzt und Pfefferminze beschreiben." Frisch gewaschener Zahnarzt?

Ich freue mich auf und über jedes einzelne Protokoll. Denn im Großen und Ganzen zeigen diese, dass meine Arbeit vielleicht irgendwann doch einmal erwachsene Menschen heranbilden könnte.

Macht mehr Kinder...



Freitag, 29. Oktober 2010
Meditation...
über den Sinn des Lebens.

Gestern traf es mich wie ein Schlag. Beim Lesen eines Buches an einem zum Lesen nur mittelmäßig geeigneten Ort, wo einen - der Verwünschung nach - schon mal der kalte Blitz treffen kann.

Was wäre, wenn es mich heute nicht mehr gäbe. Ich meine, das wäre doch schlimm für mich. Oder?
Und was wäre sonst noch, wenn es mich nicht gäbe? OK - meine Familie und meine Freunde wären einen Moment traurig. Aber mit der Zeit verliert sich die Trauer. Wieviele Gräber ich heute schon wieder nicht besucht habe... Wobei - das Gedenken nützt weder den Verblichenen noch den Lebenden. Zumindest dann nicht, wenn es ewige Trauer über einen Verlust bedeutet. (Dies ist ausdrücklich KEIN Statement gegen eine angemessene Trauer. Die ist für die (Über-)Lebenden da - und es muss jeder für sich den "angemessenen Zeitraum" definieren.)

Aber mal anders herum gedacht - und da wird der Gedanke wieder tröstlich:
Es ist eben NICHT WICHTIG, ob ich existiere. Das große Weltgefüge BRICHT NICHT AUSEINANDER, wenn ich nicht auf die Welt aufpasse. Die Wissenschaft KOMMT VORAN - womöglich auch ohne meine wertvollen Beiträge. Meine geliebten Mitmenschen LEBEN GLÜCKLICH weiter, auch wenn ich mir nicht den - zugegeben attraktiven - Allerwertesten für sie aufreisse.

Und in der Light - Variante:
Wenn ich heute nicht 110% gebe, ist das auch nicht schlimm. Morgen wahrscheinlich auch nicht. Die Chancen stehen gut, dass es noch nicht einmal jemand merkt.

Ich kann mich also entspannt zurücklehnen, und der Welt beim SEIN zusehen. Denn es ist alles (gut so) wie es ist. Alles bewegt sich - auch ohne meine Rotation im Hamsterrad. Vögel fliegen, auch wenn es mich nicht mehr gibt. Hunde bellen weiterhin, Bäume schlagen aus und Blumen blühen. Schmetterlinge falten weiterhin Zitronen. Und das Gras wächst...

Das ist ein enorm tröstlicher Gedanke für jemanden, der alles kontrollieren möchte. Es gibt, so wie ich das jetzt sehe, keinen tieferen Sinn. Zumindest keinen, für den man sich selber völlig vergessen sollte.

Diese (vermeintliche) Sinnlosigkeit birgt allerdings die Gefahr, dass man sich ganz zurückzieht. Nicht mehr an der Welt und am Leben teilnimmt, weil es eh keine Rolle spielt. Doch dieser Schluss trügt!

Natürlich trägst DU zum Klima Deiner Umgebung bei. Natürlich ist es wichtig, dass DU ein guter Mensch bist. Ganz sicher sogar. Wofür bist DU denn sonst hier? Es kommt AUF DICH drauf an, Deine Umwelt jeden Tag ein kleines Stückchen besser zu machen.

Darin liegt der SINN. DU bist der SINN. Deine Existenz wird durch DEINE TATEN geadelt. Nicht durch andere. Nur durch DICH.

Und jetzt lächle und sei dekorativ...



Dienstag, 26. Oktober 2010
Whirlpools...
sind von Kobolden betrieben. Da bin ich mir mittlerweile fast sicher.

Diese kleinen Kerle mit den spitzen Ohren sitzen gut versteckt in der Verkleidung des Whirlpools und blasen je nach Lust und Laune mit voller Heftigkeit in kleine Strohhalme. Deren Enden wiederum ragen bis ins lauwarme Badewasser - unter die Gesäße und Rücken aufgequollener Badetouristen.
Und da es im Pool so angenehm warm ist, wird der Alltag mitsamt den Bauchnabel- und Sockenflusen davongespült. Es wird geschäkert, gelacht, getaucht (!), und erzählt. Vom neuen Supermarkt um die Ecke mit dem tollen Ökobrotaufstrichangebot, dem kalten Wetter und dass es morgens so spät erst hell wird.
Männlein und Weiblein kommen sich näher - weil man ja sonst nix hört. Zufällige Berührungen an den richtigen Stellen verlieren ihre Zufälligkeit. Es wird konkreter, heißer. Hormone schweben gemeinsam mit dem Dampf über der Wasseroberfläche, Hände verfangen sich an nicht mehr ganz unverfänglichen Stellen, Küsse werden ausgetauscht, man kommt sich noch näher. Jedes Päärchen ist mit sich beschäftigt - oder gibt das zumindest vor. (Einer schaut ja doch immer, ob die anderen nicht spingsen.) Die Lage spitzt sich enorm zu.
Und just im Moment der begierlichsten Begierde hören die Kobolde einfach auf zu blasen. Schluss. Aus. Kein Lufthauch entweicht mehr aus den Düsen. Nada. Der Lärm durch das blubbernde Wasser verstummt. Totenstille legt sich über den eben noch von Gelächter und Gejuchze überzogenen Badeteich. Eigentlich fehlt nur noch der vertrocknete Dornbusch, der durch die Szenerie rollt.
Man sortiert sich wieder. Jeder nur zwei Hände. Verrutsche Badekleidung wird wieder geradegerückt. (Jaja...die Strömung war aber auch heftig...ohja.) Verschämte Blicke in die Runde. Alle anderen fummeln sich auch zurecht. Na dann ist ja gut.
Einen Moment bleiben alle noch sitzen. Klar...ist ja auch so entspannend ohne das Geblubber. Die ersten Damen springen auf und schwimmen zum Treppchen. Werden von ihren Partnern wieder zurückgezogen. "Ach lass uns noch was bleiben, Schatz." Denn von den eben noch eifrig fummelnden will keiner aussteigen.
Der Erste geht - gezogen von seiner Schönsten. Winnetous Neid ist ihm sicher - nicht wegen der Squah. Sondern wegen des Tipis, das jeden Häuptling blass vor Neid machen würde.
Wenn man in solchen Momenten ganz leise ist, dann hört man die Kobolde hämisch kichern...